Kleben mit Contact Cement, Resin gießen, Schleifen, Sprühlacke, Airbrush, Löten, Kunstharz-3D-Drucker und und und. Beim Cosplay Crafting gibt es viele Materialien und Techniken, mit denen du Beeindruckendes erschaffen kannst, die aber auch ernsthaft deine Gesundheit gefährden können, wenn du dich nicht richtig schützt.
Aber woher weißt du, ob du ein gefährliches Material vor dir hast? Welche Handschuhe sind geeignet? Wann brauchst du eine Atemschutzmaske und welche? Um all das geht es in diesem Beitrag.
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Disclaimer
Dieser Beitrag wurde von einer Cosplayerin geschrieben, die sich schon seit mehreren Jahren intensiv mit dem Thema Sicherheit beim Crafting beschäftig. Ich bin jedoch keine ausgebildete Medizinerin oder Chemikerin und trotz gründlicher Recherche können hier Fehler enthalten sein.
Deine Gesundheit ist immer deine eigene Verantwortung. Nimm diese Infos als Überblick und Ausgangspunkt, aber mach bitte immer zusätzlich noch deine eigene Recherche bevor du neue Produkte und Craftingtechniken ausprobierst.
Warum musst du dich schützen?
Wir reden hier von sogenannten Gefahrstoffen. Das sind „Stoffe und Stoffgemische,
- die die Gesundheit und/oder die körperliche Funktionsfähigkeit des Menschen beeinträchtigen können,
- zu körperlichen Schäden des Menschen führen können, und/oder die Umwelt schädigen können.“ (1)
Hier ein paar Beispiele für Gefahrstoffe, die dir beim Cosplay Crafting begegnen können: Lösemittel in Klebern, Schleifstaub, Gase in Sprühflaschen, Dämpfe von heißem Plastik.

Gefahrstoffe können dir kurz- oder langfristig schaden. Beispielsweise kannst du einen juckenden Ausschlag bekommen von Kleber oder Epoxidharz auf der Haut. Lösemittel, die in vielen Klebstoffen enthalten sind, können plötzlichen Schwindel verursachen. Wiederholtes Einatmen von Lösemitteln kann aber auch lebenslang bleibende Schäden an deinem Gehirn oder anderen Organen verursachen (5).
Damit will ich dir keine Angst machen, sondern dir soll klar werden, dass die Gefahren nicht zu unterschätzen sind und wie wichtig es ist, sich richtig zu schützen.
Wie kannst du dich schützen?
Es gibt drei Wege, auf denen Gefahrstoffe in deinen Körper gelangen können: Durch Verschlucken, Einatmen oder durch Aufnahme über die Haut. Entsprechend gibt es auch drei Arten, auf die du dich schützen solltest:
- Grundsätzlich solltest du während des Craftings weder essen noch trinken, damit keine Gefahrstoffe in deinen Mund gelangen. Wasch dir vor dem nächsten Essen oder Trinken also gründlich die Hände.
- Aufnahme über die Haut verhinderst du indem du geeignete Schutzhandschuhe, bzw. falls nötig Schutzkleidung / lange Kleidung, trägst. Auch die Schleimhäute deiner Augen solltest du ggf. mit einer geeigneten Schutzbrille abschirmen.
- Gegen das Einatmen von Gefahrstoffen schützt du dich, indem du an einem gut belüfteten Ort arbeitest. Das kann direkt am offenen Fenster sein oder noch besser: draußen. In bestimmten Fällen brauchst du zusätzlich eine Atemschutzmaske.
- Auch wenn dadurch keine Gefahrstoffe in deinen Körper gelangen – solltest du einen Gehörschutz tragen, wenn du mit lauten Maschinen arbeitest.

Woran erkennst du, ob dein Material ein Gefahrstoff ist?
Es gibt eine Kennzeichnungspflicht für Gefahrstoffe. Produkte, die Gefahrstoffe enthalten erkennst du an den sogenannten Gefahrenpiktogrammen – die roten Quadrate mit den Symbolen.
Du musst nicht auswendig wissen, was die einzelnen Piktogramme bedeuten. Aber du solltest dir merken: Ein Gefahrenpiktogramm (oder mehrere) auf der Packung heißt: Achtung, irgendetwas hieran ist gefährlich. Und du musst etwas tun bzw. beachten, um dich zu schützen. Was genau es zu beachten gibt steht auch auf der Packung. Ja, du solltest diesen Text auf der Packung lesen und zwar komplett. Der ist nicht zum Spaß da.

Sicherheitsdatenblatt
Für jedes Produkt, das ein chemisches Gemisch ist, muss der Hersteller ein Sicherheitsdatenblatt veröffentlichen. Das ist ein Dokument, in dem alle nötigen Infos für den sicheren Umgang mit dem Produkt aufgelistet sind. Du findest es online als PDF, wenn du nach deinem Produktnamen + Sicherheitsdatenblatt suchst.
Viele Onlineshops haben es auch direkt beim jeweiligen Produkt verlinkt. Nicht erschrecken, Sicherheitsdatenblätter beginnen mit ganz vielen Zahlen. Relevant für uns Cosplayer:innen sind:
- Abschnitt 4 (Erste-Hilfe-Maßnahmen)
- Abschnitt 7 (Handhabung und Lagerung)
- Abschnitt 8 (Persönliche Schutzausrüstung)
Ich empfehle dir, wenn du dir einen neuen Kleber, neue Sprühfarbe, etc. kaufst, vor der Benutzung diese drei Abschnitte im Sicherheitsdatenblatt zumindest einmal zu überfliegen – gesamt etwa eine Seite Text.
Die richtigen Handschuhe
Einweghandschuhe aus dem Supermarkt oder Drogeriemarkt sind keine Chemikalienschutzhandschuhe. Bestimmt sind sie beim Crafting besser als gar keine Handschuhe zu tragen, aber manche Lösungsmittel durchdringen diese.

Chemikalienschutzhandschuhe erkennst du an der EN-Nummer: „EN 374“ bzw. „EN ISO 374-1:2016“. Das bedeutet, dass die Handschuhe einer bestimmten europäischen Norm entsprechen. Mit dem Handschuhmaterial wurden Tests durchgeführt und es lässt bestimmte Chemikalien eine bestimmte Zeit lang nicht durch (6).
Such online nach „Nitrilhandschuhe EN 374“, da wirst du schnell fündig.
Chemikalienschutzhandschuhe brauchst du z. B. für:
- Kraftkleber (aka Contact Cement), Sekundenkleber, Textilkleber
- Epoxidharz (aka Resin)
- Sprühlacke, Sprühfarben und Sprühgrundierungen (Plasti Dip, …)
- Kwik Seal
- Apoxie Sculpt

Die richtige Atemschutzmaske
Grundsätzlich solltest du Materialien, die Gase oder Dämpfe abgeben, nur an einem gut belüfteten Ort benutzen; zum Beispiel direkt am offenen Fenster oder noch besser im Freien. Sprühlacke, Sprühfarben und ähnliches solltest du ausschließlich draußen benutzen, denn du willst keine Wolke mit Farbpartikeln in deiner Wohnung…
Manche Produkte erfordern zusätzlich eine Atemschutzmaske und hier ist es sehr wichtig, dass du die richtigen Filter verwendest!

Der geeignete Filter
Partikelfilter schützen dich vor Partikeln, aber nicht vor Gasen. Partikel sind kleine Teilchen in der Luft, wie z. B. Schleifstaub oder winzige Farbtröpfchen aus der Airbrush. Zum Beispiel für:
- Schleifen
- Airbrush
Gasfilter schützen dich vor Gasen und Dämpfen, aber nicht vor Partikeln. Diese brauchst du z.B. für:
- viele Lösungsmittelhaltige Kleber (u. a. Kraftkleber/ Contact Cement)
- Epoxidharz (aka Resin)
- PVC-Rohre mit Hitze verformen (auch für Sintra – das ist auch PVC)
- Löten
- Muster in EVA Foam brennen mit dem Lötkolben
Kombinationsfilter beinhalten einen Gas- und einen Partikelfilter und schützen dich vor beiden Arten von Gefahrstoffen, wie etwa:
- Produkte in Sprühdosen (Sprühgrundierungen, Sprühlacke, …)
Woher weißt du, welche Filter du brauchst?
Als wäre es noch nicht kompliziert genug, gibt es bei den Gasfiltern und Kombinationsfiltern noch Unterschiede. Es gibt bestimmte Filter für bestimmte Gase und die werden mit Zahlen- und Buchstabenkombinationen bezeichnet wie zum Beispiel ABEKP oder A2P3 (4).

Das heißt du musst dir immer zuerst überlegen, welche Produkte du verwenden willst und dann recherchieren, welche Filter du kaufen musst. Aber wie findest du das raus?
Ob du eine Atemschutzmaske brauchst und mit welchen Filtern steht im Sicherheitsdatenblatt deines Produkts unter Abschnitt 8 (Persönliche Schutzausrüstung). Ich weiß nicht warum, aber auf der Verpackung meiner Kleber, Lacke etc. habe ich bisher noch nie Angaben zu den Filtern gefunden. Der Blick ins Sicherheitsdatenblatt lohnt sich.
Beachte außerdem, dass die Filter regelmäßig ersetzt werden müssen. Zum einen haben sie ein Ablaufdatum, bis zu dem der Hersteller die volle Funktionsfähigkeit garantiert. Zum anderen verbrauchen sie sich. Wenn der Atemwiderstand stärker wird oder wenn du die Lösemittel trotz korrekt sitzender Maske riechen kannst, sind die Filter „voll“ und du brauchst neue.
Weitere Infos
Unten findest du noch meine Quellen bzw. Artikel, die ich zum Weiterlesen empfehlen kann. Dieser Blogbeitrag soll dir einen Überblick über das Thema „Cosplay Crafting und Sicherheit“ geben. Wie gesagt: Du bist für deine Gesundheit verantwortlich. Mache zusätzlich deine eigene gründliche Recherche.
Jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Craften und vor allem – crafte sicher!
Quellen
- (1) Allgemeine Infos, Definition von Gefahrstoffen und wie man sie erkennt
- (2) Definition von Gefahrstoffen mit vielen Beispielen
- (3) Mehr zu Gefahrenpiktogrammen
- (4) Ausführliche Infos zu Atemschutzmasken – Welche gibt es und welche ist die richtige für dein Projekt?
- (5) Mehr zu Lösemitteln und Lösemittelvergiftung
- (6) Ausführliche Infos zu EN 374 und Chemikalienbeständigkeit von Handschuhen
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